Pressemeldung zum deutschsprachigen Verbändetreffen

Die gastgewerblichen Fachverbände Österreichs waren heuer Gastgeber des alljährlichen Treffens der Hotel- und Gastgewerbeverbände des deutschsprachigen Raums. Das Treffen, an dem Spitzenvertreter der jeweiligen Verbände - für Deutschland DEHOGA und IHA, für Südtirol HGV, für Schweiz Gastrosuisse und Hotelleriesuisse, für Lichtenstein Gewerbe- und Wirtschafskammer sowie für Österreich die Fachverbände Gastronomie und Hotellerie und die ÖHV - teilgenommen haben, fand heuer zum 10. Mal statt. Als Tagungsort ausgewählt wurde Graz, die Europäische Kulturhauptstadt.

Das Treffen hat sich im Laufe der Zeit zu einer Institution etabliert. Es ist ein wichtige Plattform für Erfahrungsaustausch und Benchmarking zur wirtschaftlichen Entwicklung und den Rahmenbedingungen der Branche in den einzelnen Ländern.

Nicht zuletzt wegen der gemeinsamen Sprache sind die Interessen und Probleme sehr ähnlich. Gerade in einem wachsenden Europa ist es wichtig, gemeinsame Lösungen zu finden und koordiniert aufzutreten.

So standen heuer Themen wie Arbeitsmarkt- und EU-Erweiterung, EU-Tourismuskompetenz und Verstärkung der Lobbyarbeit in Brüssel, Mehrwertsteuerharmonisierung, Nichtraucherschutzmaßnahmen der WHO, Hotelklassifizierung, sowie Ausbildungsfragen und allgemeine Lohnentwicklung im Mittelpunkt.

Die wirtschaftliche Entwicklung der Branche ist in allen Ländern geprägt von einer tiefgreifenden Änderung im Konsumentenverhalten. Konsumverzicht und Sparen stehen im Vordergrund. Verantwortlich dafür ist vor allem die allgemeine Unsicherheit, hervorgerufen durch Steuersparpakete und grundlegende Reformen im Gesundheits- und Pensionssystem. Die Leute wissen nicht, wieviel privates Budget sie in Zukunft zur Verfügung haben werden und sind daher bei Ausgaben äußerst zurückhaltend. Am ausgeprägtesten schlägt sich dieser Trend in Deutschland nieder ("Aldisierung", "Geiz ist geil"). Die wirtschaftliche Situation der Branche stellt sich in Österreich im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz noch relativ günstig dar.

Mit Sorge verfolgt werden die massiven Bestrebungen der WHO zur Verstärkung des Nichtraucherschutzes im Gastgewerbe. Hier werden unter Einsatz großer finanzieller Mittel der WHO Medienkampagnen durchgeführt. Erste Auswirkungen zeigen sich bereits in Italien, seit Jänner gilt hier ein allgemeines Rauchverbot in allen öffentlich zugänglichen Räumen mit hohen Strafdrohungen. Die Verbände sind der Auffassung, dass derartige Zwangsmaßnahmen der falsche Weg sind. Sinnvoller wäre, durch verstärkte Aufklärung von jungen Leuten, die Lebensgewohnheiten und damit die Nachfrage zu ändern. Die Verbände sind gerne bereit hier aktiv mitzuwirken.

Erleichtert ist die Branche über den jüngsten Vorschlag der EU-Kommission zur Harmonisierung der Mehrwertsteuer, was die Restaurantdienstleistungen anbelangt. Geplant ist, auch die Restaurantdienstleistungen in den Annex-H, der Mehrwertsteuerrichtlinie, aufzunehmen, was zur Folge hat, dass auch für diesen Bereich reduzierte Mehrwertsteuersätze durch die nationalen Gesetzgebungen in den einzelnen Ländern weiter vorgesehen werden können. "Wir halten diesen Vorschlag für sehr vernünftig, er bietet einerseits eine Absicherung für jene EU-Länder, die einen verminderten Mehrwertsteuersatz bereits eingeführt haben und öffnet auf der anderen Seite das Fenster für die übrigen", hält FVO Hinterleitner dazu fest. Vor allem Deutschland kämpft derzeit für die Einführung reduzierter Mehrwertsteuersätze für Logie- und Restaurantdienstleistungen.

Ein Dauerthema war weiters die Hotelklassifizierung. Hier wurde heiß darüber diskutiert, ob bzw. inwieweit sich die Richtlinien in der EU vereinheitlichen lassen.

Einen gewissen Erfolg verbuchen konnten die gemeinsamen Bemühungen der Verbände, was die deutsche Ferienordnung anbelangt. Hier ist es zumindest gelungen, die deutschen Kultusminister dazu zu bewegen, ab 2005 zur alten Lösung zurückzukehren. Wie die deutschen Verbände dazu berichteten, war die Lösung vor allem deshalb schwierig, weil ein einstimmiger Beschluss notwendig war. Letztlich setzte sich aber die Einsicht durch: "Wenn wir die Staus auf den Straßen nicht eindämmen, dann sind bald alle im Flugzeug".

Ausführlich beraten wurde schließlich über Möglichkeiten und Wege, wie der Einfluss der Branche auf EU-Ebene verstärkt werden kann. Neben den allgemeinen Bemühungen um mehr Kompetenz der EU in Angelegenheiten der Tourismuswirtschaft wird im speziellen die Branche betreffenden Fragen, wie beispielsweise Konsumenten-, Gesundheits- und Jugendschutz, HACCP und Lebensmittelhygiene verstärkt koordiniert vorgegangen, um die Anliegen auch über die nationalen Vertreter im EU-Parlament besser zu transportieren.

Das nächste Treffen der deutschsprachigen Verbände findet Ende Juni 2004 in Liechtenstein statt.

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Fachverband Hotellerie
© Letzte Aktualisierung: 19.07.2003